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Friedrich-von-Alberti-Gymnasium
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Seminarkurs 2017/18 Ru

Sich den Problemen stellen
Soziale Verantwortung als gesellschaftliche Herausforderung

In der folgenden Seminarkurssitzung schauten wir genauer auf die Armut in Deutschland und informierten uns über die sogenannten Tafelläden, die immer zahlreicher und größer werden.
Gut vorbereitet machten wir uns am 17.10.17 auf nach Heilbronn zum Sammellager der Diakonie. Dort erwartete uns M. Weiler, der für die Tafeln der Diakonie im Heilbronner Land zuständig ist.
Es folgt nun der Bericht von Hope Adamek und Daimon Mayerhöffer.

Seminarkurs besucht Tafelzentrum Heilbronn

von Hope Adamek und Daimon Mayerhöffer
„Es ist nicht immer einfach für unsere Mitarbeiter, aber die soziale Arbeit gibt ihnen auch etwas zurück!“
Das Zentrallager der Diakonie für die Tafelläden im Landkreis Heilbronn war das Ziel des Seminarkurses 2017/18 in Begleitung ihres Kursleiters Herr Rummel. Wir danken Herrn Weiler, der für die Tafeln im Heilbronner Land zuständig ist, für die Führung durch das Warenlager und ein interessantes Gespräch.

Blick in das Sammellager der Diakonie

Tafelläden im Landkreis: Im Landkreis Heilbronn gibt es neben 14 festen Tafelläden auch einige mobile Fahrtafeln, welche einem bestimmten Fahrplan folgen und immer zu gleichen Zeiten an bestimmten Orten ihren Laden als Marktstand aufbauen und anschließend zum nächsten Ort weiterfahren.
Das Ziel der Tafel ist es, Bedürftige mit Lebensmitteln zu unterstützen, die in den Supermärkten aussortiert werden, weil sie nahe am Verfallsdatum oder knapp darüber sind. Die Tafel ist auf die Kooperation mit den Supermärkten angewiesen. Für die Supermärkte ist es wiederum ein Imagegewinn, mit den Tafeln zusammenzuarbeiten, damit nicht einwandfreie Lebensmittel sinnlos auf dem Müll landen.
Herr Weiler ist es wichtig zu betonen, dass die Tafel eine Hilfe für Menschen in der Not ist, dass sie aber nicht aus der Not heraushelfen kann. Er kennt die Diskussion um die Tafeln, die sich zunehmend mit der Kritik konfrontiert sehen, ein „Pannendienst für den Sozialstaat“ zu sein.

Das Tafelteam: Das Tafelzentrum besteht aus 12 fest angestellten Mitarbeitern und 250-300 Ehrenamtlichen, die sich beispielsweise bei den Fahrdiensten engagieren. Daneben gibt es ca. 100 „Ein – Euro-Jobber“, eine geförderte Eingliederungsmaßnahme für Bezieher von Arbeitslosengeld II. Außerdem sind auch Praktikanten und Sozialdienstleistende bei den Tafeln zu finden.

Die Kunden: In den Tafeln können Personen mit geringem Einkommen Lebensmittel zu symbolischen Preisen erwerben. Den dafür erforderlichen Ausweis kann die Tafel – nach Vorlage entsprechender Dokumente – selbst ausstellen. Als „Bedürftige“ gelten Menschen, deren Einkommensgrenze in der Regel den Grundsicherungsbetrag nicht überschreitet. Herr Weiler nennt ausdrücklich „Hartz IV – Empfänger, Rentner und Geringverdienende“. Zurzeit besitzen 12000 Personen im Landkreis einen Tafelausweis. Jedoch wären allein im Landkreis Heilbronn mehr als drei Mal so viele Menschen zu einem solchen Ausweis berechtigt! Was sie daran hindert, die Unterstützung in Anspruch zu nehmen, ist nicht zuletzt die Scham. Menschen schämen sich ihrer Armut. Sie möchten von Nachbarn und Bekannten nicht gesehen werden und suchen deshalb – wenn überhaupt – nicht die Tafel vor Ort auf. Für die Tafelarbeit ist es deshalb immens wichtig, einen geschützten und vertraulichen Rahmen zu schaffen.

Sonderfall BW: Die Tafeln in Baden-Württemberg unterscheiden sich von den anderen Bundesländern dadurch, dass hier die Lebensmittel nicht fertig in Tüten abgepackt angeboten werden, sondern die Bedürftigen die benötigten Waren gegen einen symbolischen Wert wie in einem Supermarkt einkaufen können. „Auch jemand der arm ist, soll die Wahlmöglichkeit haben.“

Armut und Menschenwürde: Auf eine sehr einfühlsame Art versteht es Herr Weiler, uns verständlich zu machen, dass Armut zu Ausgrenzung und Vereinsamung führt und die Menschenwürde immer wieder bedroht.
2009 hat er seinen Job in der freien Wirtschaft für die Arbeit bei der Diakonie aufgegeben.
Die Arbeit bei der Diakonie habe ihm „eine neue Welt aufgeschlossen“. Er lebe jetzt „offener, ehrlicher und authentischer“.